Wie profitierst du bei deiner Arbeit davon, dass du selbst Mama von drei Kindern bist?
Ich denke es ist gut, nicht jedes Kind nur durch die Therapeutinnenbrille, sondern auch mit den Augen einer Mutter zu betrachten. Nicht jedes Kind, das bei uns vorgestellt wird, benötigt tatsächlich eine Therapie. Hier hilft mir oft der Vergleich mit der Entwicklung meiner eigenen Kinder. Ich denke, ich kann mich außerdem auch in die Sorgen der Eltern gut hineinversetzen.
Wieso bist du Ergotherapeutin geworden?
Mit dem therapeutischen Ansatz der Ergotherapie konnte ich mich sofort identifizieren und er entspricht meiner eigenen Intuition. Dass Bewegung für die gesamte Entwicklung eines Kindes förderlich ist, das erscheint mir vollkommen klar. Zu erlernen, wie man mit bestimmten Übungen Kinder ganz gezielt fördern kann, hat mich sehr interessiert und es interessiert mich bis heute. Ich lerne täglich Neues.
Was hat sich in den 20 Jahren deiner beruflichen Tätigkeit verändert?
Der Bewegungsmangel von Kindern hat ganz klar zugenommen. Die digitalen Übeltäter kennen wir alle. Gerade Kinder, die Ergotherapie benötigen, vermeiden gezielt Aktivitäten, die ihnen schwer fallen. Dadurch sind sie noch anfälliger, viel Zeit vor den Bildschirmen zu verbringen. Ein Teufelskreis, den wir in der Therapie brechen möchten, indem die Kindern durch Erfolge wieder mehr Spaß an körperlichen Aktivitäten haben.
Greift Ergotherapie den Trend zur Selbstoptimierung auf und auch Kinder müssen jetzt alle perfekt sein?
Nein, eine Ergotherapie Praxis ist kein Fitness-Studio für Kinder. Es werden nur Kinder behandelt, welche tatsächlich Probleme haben, ihren Alltag zu bewältigen oder die darin eingeschränkt sind, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Eine Ergotherapie kann auch nur nach ärztlicher Überweisung erfolgen. Oft geben LehrerInnen oder ErzieherInnen den Anstoß, da sie durch ihren täglichen Umgang mit Kindern Auffälligkeiten schnell bemerken.
Wieso hast du eine eigene Praxis eröffnet?
Ich hatte schon sehr lange die Vision einer Praxis, die ein optimales Umfeld bietet. In der Kinder mit Begeisterung an der Therapie teilnehmen, um große Fortschritte erzielen zu können. Ich habe nie etwas gesehen, das meiner Vorstellung entsprochen hat und irgendwann war klar, dass ich es eben selbst machen muss.